Sonntag, 31. Juli 2011

Beijing Teil 4 - Die Verbotene Stadt, Hutongs und Peking Ente-Essen


So, endlich, die Verbotene Stadt! :-) Nachdem es uns gestern dann gelungen war, aufzustehen (Nina war ein richtiges Schlaftier!!), haben wir uns nach einem sehr kurzen Frühstück auf den Weg zur Verbotenen Stadt gemacht. Leider mit dem Bus, was dazu führte, dass wir erst ein Weilchen zur Stadt laufen mussten und dann auch noch zurück, das heißt quer über den Vorplatz zum Eingang der Verbotenen Stadt, zum Tiananmen Square, weil wir den natürlich nicht auslassen konnten. Das ist nämlich angeblich der größte Platz der Welt und voller Kameras, weil die Chinesen Angst haben, dass von hier aus eine Revolution starten könnte. Und ehrlich: wenn man sich den Platz nur annähernd voller Menschen vorstellt, kann man tatsächlich schon ein bisschen in Panik geraten... ;-) Vor allem, wenn man es sich herausnimmt, die Medien und das Internet so sehr zu kontrollieren, wie die chinesische Regierung es tut. 
Abgesehen davon mag diese „One Child Policy“, die für große Städte gilt, für Städte wie Beijing ja einerseits sinnvoll sein, schließlich platzt sie jetzt schon aus allen Nähten, aber dann dem Zweitgeborenen alle Rechte zu verwehren, das heißt, keine Schulbildung, keine Arbeit, keine Unterstützung, kein Pass (!), das würde mich als Zweitgeborenes auch tierisch aufregen... Ganz ehrlich, da tun sie sich keinen Gefallen mit, weil sie auf diese Weise dafür sorgen, dass diese Kinder für immer in Armut leben müssen, weil sie tatsächlich „Illegale“ sind. Manchmal trifft dieses Schicksal dann auch die ganze Familie. Nicht lustig, gar nicht lustig, wenn man sieht, wie manche Familien hier leben müssen. 
Wir haben, nach unserer Verbotenen Stadt Tour, nämlich noch eine Hutong-Tour gemacht. Das heißt, wir haben uns hinten in eine Rickscha gesetzt und uns fahren lassen... ;-) Das war sehr interessant, aber auch sehr erschütternd... Bis zu 150 Personen wohnen dort in kleinen Häusern quasi zusammen, haben keine Toilette und auch keine Dusche, sondern müssen die benutzen, die für alle draußen an der "Straße" aufgebaut wurden. 
Es gibt auch reiche Familien, die in diesen ganz alten Straßen wohnen, aber da sieht man gleich an der Bauart des Hauses und an den Klimaanlagen an den Hauswänden, dass es sich hierbei um reichere Familien handelt. Wenn man reich ist, darf man übrigens anscheinend auch mehrere Kinder haben, solange man die „Strafen“ dafür zahlen kann. Sofern beide Partner einen Masterabschluss einer Uni haben, dürfen sie ohnehin zwei Kinder haben, krass, oder?! Da waren wir jedenfalls sehr überrascht, als unser Guide und auch Olli und seine Mitbewohnerin uns von diesen Verhältnissen erzählt haben.
Olli ist der Freund von Anna, die wir in Vietnam beim Tauchen kennen gelernt haben. Beide wohnen jetzt schon seit einiger Zeit in Beijing und so hat sich Olli bereit erklärt, uns abends in ein gutes Restaurant für Peking-Ente zu begleiten. Seine Mitbewohnerin aus Spanien hat er gleich mitgebracht, Anna selbst ist leider gerade in Thailand unterwegs. Irre oder? Alle Drei sprechen Mandarin!!! Das ist ja so eigenartig, diese so scheinbar schwierigen Wörter aus europäischen Mündern zu hören. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Auch die Chinesen, die „wir“ (also die beiden) ab und zu um Rat gefragt haben, haben sich scheinbar immer ein bisschen gewundert. Aber sie haben sie immer verstanden und bereitwillig geantwortet. Das kann aber auch zum Problem werden, weil die Chinesen auch antworten, wenn sie überhaupt nicht wissen., wo man beispielsweise einen Bankautomaten finden kann... So haben sie uns dann Ewigkeiten mit der netten Spanierin durch Beijing geschickt, während Olli im Restaurant gewartet und schon bestellt hat. Am Ende mussten wir dann Olli doch das Geld in Euro zurückgeben, weil wir es einfach nicht geschafft haben, einen Bankautomaten zu finden. Aus irgendeinem Grund ist es in China anscheinend höflicher, Hilfesuchende stundenlang umherzuschicken, als ihnen von Anfang an zu sagen, dass man selbst keine Ahnung hat... Komisches Land, ehrlich...
Abgesehen davon wird man auch oft angestarrt. Olli sagt, dass das nicht unbedingt die Menschen sind, die selbst in Beijing leben, weil die eigentlich schon daran gewöhnt seien, weiße Menschen zu sehen. Es seien eher die Chinesen, die aus umliegenden Städten in ihre Hauptstadt kommen. Die sind dann aber teilweise auch wirklich richtig dreist und stellen sich mit gezückter (Handy)Kamera solange hinter dich, bis du dich zufällig umdrehst, machen ein Foto von dir und sind dann blitzschnell verschwunden. Oder aber sie schicken ihre Kinder zu dir, um sie dann neben dir zu fotografieren, in welche Richtung du dabei schaust oder was du dabei gerade tust, scheint ihnen dabei völlig egal zu sein... Verwirrend, aber man gewöhnt sich ja an alles... Übrigens auch daran, dass die Chinesen einfach immer Chinesisch sprechen, die quatschen einfach weiter, obwohl sie genau wissen, dass du sie überhaupt nicht verstehst. Irre... Erst, wenn du anfängst, mit Händen, Füßen und Bildern zu kommunizieren, versuchen sie es dann auch. Anscheinend brauchen sie das wohl sonst nie zu tun und daher kommt es ihnen auch gar nicht erst in den Sinn... Aber dann klappt es ja meistens. Wenn sie nicht gerade nicht Bescheid wissen und dir trotzdem einen Weg beschreiben... ;-) 
Das Essen im Restaurant jedenfalls war suuuuuuper lecker! Wir alle haben wirklich viel gegessen und trotzdem ist noch eine Menge übrig geblieben. Das haben wir einpacken lassen, das ist wohl so üblich, hier in China. Wie die Chinesen ihren Tisch verlassen, geht übrigens auf keine Kuhhaut! Unfassbar! Da liegt so viel neben den Tellern und sogar UNTER den Tischen, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen! Nach jedem Gast muss die Tischdecke komplett ausgewechselt werden. Auf vielen Tischen liegt deshalb anscheinend schon noch eine Glasplatte... Wir waren jedenfalls sehr verblüfft, das könnt ihr uns gerne glauben.
Nina hat das Essen leider nicht ganz so gut vertragen, vermutlich wieder irgendein Öl, oder so, aber bereuen tut sie es keinesfalls! Das war alles einfach viiiiel zu lecker, um es nicht anzurühren. Deshalb haben wir den Abend dann auch hier bei uns im Hostel bei einem Bier (für Nina gab es nur Wasser) auf der Dachterrasse ausklingen lassen. Das war noch einmal sehr interessant und hat super viel Spaß gemacht! :-) Vielen Dank noch einmal an Olli und seine nette, spanische Mitbewohnerin! Das war ein super schöner Abend!
Aber jetzt noch einmal zurück zur Verbotenen Stadt, dem eigentlichen Wahrzeichen von Beijing: Nachdem wir also diesen riesengroßen Platz angeschaut hatten, sind wir wieder, den ganzen Menschenmassen folgend, zurück zum Eingang der Verbotenen Stadt gelaufen. Nur um kurz vor den Ticketschaltern festzustellen, dass wir gar nicht mehr genug Geld dabei hatten... Na toll, also die km wieder zurück?! So ein Mist! Aber dann hat Nina einen der Englisch sprechenden Guides gefragt, ob man nicht auch mit Kreditkarte zahlen könne und er hat geantwortet, dass man das wohl nur an der Gruppen-, die gleichzeitig eine Guide-Only-Kasse sei, tun könne. Nina hat sich dann gedacht, Fragen kostet nichts und ist an den laaaaaaangen Schlangen der normalen Kassen vorbei direkt zur Guide-Only Kasse marschiert, hat die nette Dame hinter der Kasse gefragt und schwupps, hatten wir ein Gruppenticket für zwei Personen in der Hand! :-) Mit der Kreditkarte bezahlt... :-) Sehr cool, oder? Und dann gab es auch an den Eingängen sehr lange Schlangen, aber mit unserem "Gruppenticket" durften wir anscheinend auch den Gruppeneingang benutzen, was dazu führte, dass wir überhaupt keine Sekunde warten mussten, weder an der Kasse, noch am Eingang! :-) Sehr gut! :-)
Die Gebäude und Ausstellungen sind sehr interessant und wenn man weiß, dass der Kaiser um die 300 Frauen und viele, viele Eunuchen und andere Bedienstete hatte, dann kann man sich vorstellen, wozu er diese riesige Stadt eigentlich brauchte. Seine vielen Kinder wurden übrigens in einem Haus im nächstgelegenen Hutong untergebracht, ebenso die ganzen ausrangierten Frauen... Was für ein Leben... ;-)
An einem unserer Rastplätze wurden wir plötzlich von zwei jungen Chinesen (9 und 10 Jahre alt) angesprochen, auf ENGLISCH!!!! Nina hat sich dann lange mit ihnen unterhalten und irgendwann sind die Drei dann den Sprachteil des Lonely Planets durchgegangen, das war ein Spaß! ;-) Zum Schluss haben sie ihre Mail-Adressen ausgetauscht und Nina will ihnen auch wirklich bald schreiben. Das war wirklich ein schönes Erlebnis.
Nach dem Besuch der Stadt sind wir noch in einen Park gegenüber gegangen, von dessen Berg aus man die Verbotene Stadt sehr gut von oben sehen kann. Das war auch noch einmal sehr beeindruckend.
Eigentlich war der ganze Tag ein einziges, schönes Erlebnis, bis auf die Bankautomat-Suche und den Fakt, dass Nina das leckere Essen nicht vertragen konnte, natürlich, aber das gehört halt auch alles zum Reisen und vor allem zu China dazu.
Heute sind wir dann in Taipei, der Hauptstadt von Taiwan angekommen. Aber dazu morgen mehr. :-) Lasst es euch aber schon einmal gesagt sein: das Hostel haben wir sehr gut gefunden und der erste Tag hat uns schon sehr gut gefallen.

Mehr dann morgen! Liebe Grüße
Stefan und Nina
































1 Kommentar:

  1. Lieber Stefan, liebe Nina,
    ich bin immer wieder fasziniert von Euren Erlebnissen auf den Reisen. es macht ungeheur viel Spass Euren Blog zu lesen und man fibert so richtig mit.
    @Stefan: ich hoffe die Mail mit der Geburtsanzeige hast Du bekommen, ansonsten schicke ich es Dir nochmal.
    Lieben gruß von Sara
    David

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