Dienstag, 9. August 2011

Yogyakarta - Zentral Java

Hallo, 
 
wie schon am Ende des letzten Eintrags erwähnt, haben wir also den Zug von Jakarta nach Yogyakarta genommen, der ungefähr acht Stunden durch wunderschöne Reisfelder und kleine Dörfer gefahren ist. Das war wie ein laaaanger Kinofilm, nur das Drehbuch war besser als bei manch' Action-Thrillern. Dieses kräftige Grün des Reis, man kann sich gar nicht daran satt sehen, das kennt man gar nicht aus Europa. Viele Bauern haben gerade ihre Felder bestellt, oder aber das Korn per Hand (!!) gedroschen. Einige haben auch neue Felder angelegt, oder eine Brandrodung vorbereitet. Man konnte also quasi fast alle Schritte der Korn- und Reisproduktion nachvollziehen, das war wirklich sehr spannend und so verging die Fahrt wie im Flug, bis plötzlich einer der Franzosen wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und von seinem Platz gerannt ist. Nachdem es ganz schön gekracht hatte, muss man vielleicht dazu sagen... ;-) Irgendjemand hatte wohl einen Stein geworfen, der eine Einschlagstelle und von da aus abstrahlend viele kleine Risse hinterlassen hat. Da haben wir uns alle ganz schön erschrocken. Der Zugbedienstete hat aber nur gelächelt...  ...und die Gardine vor das Loch gezogen (!!!!). Die anderen angeschlagenen Fensterscheiben waren uns ja schon beim Einstieg aufgefallen, aber irgendwie haben wir sie gar nicht so genau beachtet, schließlich ist hier nichts wirklich neu und unsere Scheibe war ja auch heile... ;-) Von da an sind wir aber mit gemischten Gefühlen an den Menschen vorbeigefahren, die auf ihren Feldern unmittelbar an den Gleisen gearbeitet haben.
In Yogyakarta angekommen sind wir gerade einmal fünf Minuten gelaufen, bis wir im Backpacker- und Touristenviertel angekommen waren. Dort standen uns gleich mehrere Hostels zur Verfügung, von denen wir drei angesehen, bevor wir uns schließlich für dieses hier entschieden haben. Der Raum ist verhältnismäßig groß, genauso wie unser Badezimmer. Das hat zur Abwechslung sogar eine richtige Toilette mit Schüssel und Spülung und allem drum und dran, was Ninas Magenproblemen sehr gelegen kommt. ;-) Normalerweise gibt es ja fast nur Plumpsklos, aber daran ist man auch schnell gewöhnt.
Nach den üblichen Mückennetzaufhäng- und Kuschelschafbefreiungsaktionen haben wir uns auf den kurzen Weg zu einem der empfohlenen Restaurants gemacht und uns gefreut, dass der Lonely Planet wenigstens hier Recht mit den Preisen hat, bei den Raumpreisen hat sich nämlich ganz schön 'was getan, mussten wir traurigerweise feststellen. Wir wohnen zwar immer noch für ca. vier Euro pro Person, aber eigentlich sollte das viel günstiger gehen. Na ja, nach dem Vulkanausbruch und der Inflation ist wohl alles ein bisschen anders. Hoffentlich behält der Lonely Planet aber auf den anderen Inseln Recht...
Das Essen war gut und nach der langen Fahrt haben wir nur noch ein wenig über die Sight Seeing Tour gelesen und sind dann schlafen gegangen.
Gestern Morgen haben wir uns auf die Walking Tour gemacht, mit einem Abstecher zum Government Tourist Information Center. Die Frau dort war sehr hilfsbereit und hat uns genau erklärt, wie wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den beiden Tempeln kommen können, die wir ja besichtigen wollten. Auch hat sie uns eine Tour zum Bromo und zum Merapi Vulkan erklärt.
Die Sehenswürdigkeiten hier haben sich zum größten Teil auf ein niederländisches Fort und den Sultanspalast beschränkt. Für den waren wir aber leider zu spät dran, weil Ramadan ist und dann schließen die gerne auch einmal eine Stunde eher als überall angegeben. Tja...
Wir haben die Walking Tour des Lonely Planets fortgesetzt und waren ziemlich enttäuscht, dass der im Lonely Planet angegebene Vogelmarkt umgezogen ist (das Tourist Information Center auch schon...). Wie praktisch aber ;-), dass da gleich Rikschafahrer bereitstehen, die sich darum reißen, dich zum neuen Standpunkt fahren zu dürfen. Nach langen Verhandlungen haben wir dann eingewilligt, bis auf die Haltestelle des öffentlichen Busses für die Fahrt zum Tempel zu finden, wussten wir ohnehin nichts mehr mit uns anzufangen und es war auch erst kurz nach eins...
Der Ausflug zum Vogelmarkt hat sich super gelohnt! Und bei einem Fahrpreis von 1,30 Euro pro Person für Hin- und Rückfahrt zusammen kann man ja auch nicht meckern... Der arme Mann hatte aber gar nicht zu lachen, mit uns beiden schweren Europäern vorne in seiner gepolsterten Kiste... ;-) Er hat aber wirklich ganz brav auf uns gewartet, am Eingang, während wir uns das bunte Treiben ziemlich lange und genau angesehen haben. Es gab wirklich unheimlich viele verschiedene Vogelarten, manche von ihnen, speziell die Kleinen, waren mit unfassbar vielen Artgenossen in einen Käfig gesperrt und wurden dann für den Kunden  in braune Papiertüten „abgefüllt“. Das war ein Spektakel... Es gab sogar auch Wellensittiche und andere Vögel, die man so aus der deutschen Heimtierhaltung kennt.
Neben den Vögeln gab es auch allerhand Zubehör wie Käfige, Spielzeug und auch Futter. Lebendiges Futter... Ameisen und Heuschrecken zum Beispiel. Die aber noch nicht fertig in Kisten verpackt, sondern in offenen Schalen und Kisten vor sich hin leben... Und überall hinkrabbeln...  Zumindest die Ameisen, die Heuschrecken waren irgendwie mehr kisten- als umgebungsbezogen, wofür wir sehr dankbar waren... ;-)
Auch Unmengen von großen Geckos, Fledermäusen, eigenartigen fluffigen Felltieren, Schildkröten, Fischen und vor allem Hamstern waren im Angebot. Was für ein Treiben, das war tatsächlich aufregend! Stefan hatte es vor allem die Schlange angetan, vermutlich weil er gerne gesehen hätte, wie sie Jagd auf das Meerschweinchen macht, das unten in ihrem Käfig seelenruhig an irgendeiner Pflanze geknabbert hat. Aber diesen Gefallen hat die Schlange ihm dann, zu Ninas Glück, doch nicht getan... :-)
Auf dem  Rückweg haben wir doch lieber die Tempeltour hier bei einem der Anbieter für Touris gebucht, weil wir so die Möglichkeit hatten, alle beide plus noch den Merapi-Vulkan an nur einem Tag zu besichtigen, was mit den Öffentlichen nicht funktioniert hätte. Zumal wir auch schon  morgens um fünf hier los sind, aber davon mehr im nächsten Eintrag! :-)
Insgesamt ist Yogyakarta eine quirlige Stadt, die von Holländern überrannt wird... Unfassbar, wie viele von unseren Nachbarn gerade hier sind. Muss an der niederländischen Geschichte hier in Yogyakarta liegen. Jedenfalls hört man hier an jeder Ecke Holländisch. :-) Die  Indonesier hier sind ebenfalls sehr hilfsbereit und noch dazu sprechen sie tatsächlich Englisch! Das macht die Sache ungleich einfacher. Und  überall diese Pferdekutschen und Batik-Kunst-Ateliers, ach, hier könnten wir auch noch ein Weilchen länger bleiben, aber Bromo ruft... :-)

Liebe Grüße
Stefan und Nina
 





















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